Chronik

Verfasst vom Ehrenmitglied Werner Schubert

Seit alten Zeiten haben sich zur Pflege von Brauchtum und Tradition immer wieder Musikbegeisterte Menschen zusammengefunden, um in Musikkapellen und Spielmannszügen die ursprüngliche Blasmusik und Spielmannsmusik zu erhalten und zu fördern. Viele Vereine und Organisationen unterhalten Spielmannszüge und helfen dadurch mit, diese urtümliche Art der Volksmusik zu bewahren.

Auch im Bergbau wird die Musik als Bestandteil Bergmännischer Tradition noch heute gepflegt. Neben den Musikzügen, die als Bergmannskapellen bei allen Veranstaltungen unseres Berufsstandes mitwirken, halten die Bergleute ihre Spielmannsmusik in Ehren.

Immer wieder ist es ein freudiger Anblick, wenn die Bergmannsmusik in ihren schwarzen Trachten mit rotem Federstutz auf dem Schachthut mit klingendem Spiel aufmarschiert und mit Erfolg zum guten Gelingen beiträgt.

Auch unser Bergmannsverein „Riedel“ Hänigsen ist in der glücklichen Lage, einen tatkräftigen und erfolgreichen Spielmannszug zu haben.

Im Januar 1951 wurde der Spielmannszug des Bergmannsvereins „Riedel“ ins Leben gerufen. Neun Kameraden fanden sich bei der Gründungsversammlung ein und begannen anschliessend mit dem ersten Üben. Als Instrumente diente ein paar alte Trommeln und Holzflöten,

die das Kriegsende überlebt hatten. Das war ein kläglicher Anfang. Die Ausbildung der Spielleute gestaltete sich damals recht schwierig, da weder ein Ausbilder noch eine Ausbildungsstätte vorhanden waren. Doch schon bald zeigte sich ein erster kleiner Erfolg. Ein halbes Jahr später trat dieser kleine Zug zum ersten Male anlässlich der Fahnenweihe des Bergmannsvereins „Riedel“ öffentlich auf.

Viele Rückschläge hatte dieser kleine Spielmannszug in den ersten Jahren seines Bestehens zu überwinden. Das Fehlen einer geeigneten Führung und der drohende Auseinanderfall waren ständige Belastungen. Trotzdem beteiligte sich der Spielmannszug im Jahre 1954 beim ersten Landestreffen der Niedersächsischen Spielmanns-, Fanfaren- und Hörnerzüge in Schöningen und belegte in Klasse II den 8. Platz, während der Tambourmajor die zweite Stelle der Vertretung einnahm.

Nach diesem Landestreffen übernahm der Kamerad Heinrich Teuber die Leitung und Stabführung des Spielmannszuges. Ein intensives Üben setzte ein. Der Kameradschaftsgeist wurde gefördert und viele Freundschaftstreffen wurden seitdem besucht. In fröhlicher Erinnerung sind uns noch einige „Vatertagsausflüge mit Musik“, die wir damals mit viel Spaß und Übermut gemacht haben.

Durch die Stilllegung des Steinsalzwerkes „Asse“ kamen auch mehrere Kameraden vom Spielmannszug des Bergmannsvereins „Asse“ Wittmar nach Hänigsen und traten unserem Spielmannszug bei. Durch diesen Zuwachs an guten Spielleuten erfuhr unser Spielmannszug „Riedel“ Hänigsen eine willkommene Verstärkung. Jetzt war der Durchbruch zum Erfolg gelungen und langsam, aber sicher erspielte sich der Bergmanns-Spielmannzug „Riedel“ einen geachteten Platz im Kulturleben unseres Heimatortes Hänigsen und dessen Umgebung. Im Jahre 1961 trat der Spielmannszug der Niedersächsischen Landesvereinigung SZVN bei. Immer deutlicher zeigte sich der Wunsch, einen Nachwuchs-Spielmannszug aufzustellen, denn ohne Mitwirkung der Jugend kann auf die Dauer auch ein Spielmannszug nicht fortbestehen. Zum 15-jährigen Bestehen wurde im Jahre 1966 in Hänigsen ein Freundschaftstreffen durchgeführt, welches mit der Teilnahme von 22 Spielmannszügen gut besucht war. Nach diesem Freundschaftstreffen, an dem auch einige Jugendzüge teilnahmen, kam die Idee, einen Jugend-Spielmannszug zu gründen, feste Formen an. Nach Überwindung einiger Startschwierigkeiten glückte das Vorhaben auch. Im zweiten Anlauf entstand ein Spielmannszug mit Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren. Er trat mit sehr großem Erfolg bei Veranstaltungen des Bergmannsvereins „Riedel“ und in der Öffentlichkeit auf. Gemeinsam mit dem Stamm-Spielmannszug bildete der Jugendzug einen starken Musikblock, der bei Bergmanns- und Schützenfesten bis in die weitere Umgebung unseres Heimatortes viel Beifall und Erfolg erringen konnte und einige Male sogar am großen Schützenfestausmarsch in Hannover teilgenommen hat.

Im Jahre 1971 erhielt der Spielmannszug von der Niedersächsischen Landesvereinigung SZVN den Auftrag, das 18.Landestreffen auszurichten. Dieser Landeswettstreit war damals ein Höhepunkt im Leben des Spielmannszuges. 83 Jugend- und Stamm-Spielmannszüge starteten damals am 12. September 1971 in 23 Klassen zum Wettstreit um die Niedersachsenmeisterschaft. Unter sehr großer Beteiligung der Hänigser Bevölkerung verlief diese Landesmeisterschaft als ein bis dahin in Hänigsen nie gekanntes Musikereignis.

Seit Gründung des Jugend-Spielmannszuges war es immer ein Bestreben des Spielmannszugführers Heinrich Teuber, zur Pflege der Kameradschaft und zum Kennenlernen der Gemeinschaft Zeltlager durchzuführen. So wurden in verschiedenen Jahren mehrere Zeltlager in Wustrow (im Wendland), in Winklern (Kärnten) und auf der Asse (bei Wittmar) durchgeführt. Die Beteiligung von Groß und Klein war immer sehr gut.

Eine sehr schöne Tradition war das Großkonzert, welches unser Spielmannszug unter Mitwirkung befreundeter Spielmannszüge jeweils am 01. Mai auf dem Werkplatz Riedel veranstaltet hat. Bei einem umfangreichen Musikprogramm und guter Bewirtung fanden sich in den ersten Jahren viele Zuschauer ein. Leider ging diese schöne Einrichtung wegen ihrer Wetterabhängigkeit und dadurch bedingter nachlassender Beteiligung des Publikums nach und nach ein.

Der Spielmannszug spielte ungezählte Einsätze für unseren Bergmannsverein „Riedel“ auf Versammlungen, auf den Barbarafeiern, wobei er für zwei Jahre sogar das gesamte Unterhaltungsprogramm gestaltete. Er veranstaltete über viele Jahre hinweg die beliebten „Gala Abende“ für seine Mitglieder, für die Eltern, Freunde und Gönner. Aus seinen Reihen bildete sich die beliebte Tanzmusikkapelle „Lucky Five“, die mehrere Jahre lang bei unseren Barbarafeiern zum Tanz aufspielte. Er wirkte beim Hänigser Dorfabend, beim Heimatabend mit und veranstaltete in seinem Übungsheim Weihnachtsfeiern und lustige Faschingsfeste, sowie im „Sandkrug“ öffentliche Konzerte. In mehreren Jahren hatten die Spielleute Gelegenheit, sich im Zusammenspiel mit großen Musikkapellen zu bewähren. So spielten sie gemeinsam mit der Bergmannskapelle Niedersachsen-Riedel, mit dem Polizeimusikkorps Niedersachsen, mit dem Heeresmusikkorps I und mit dem Feuerwehrmusikzug Burgdorf-Hänigsen, mit dem auch sie gemeinsam vor großen Zuschauerkulissen in Hänigsen und Umgebung den „Großen Zapfenstreich“ aufführten.

Ein besonderes Kapitel waren in den schon über fünfzig Jahren unseres Bestehens die dringend benötigten Übungsräume. Die Übungsstunden fanden am Anfang in einem Dressurschuppen des Landwirts Gustav Habermann am Hohen Weg statt. Später durften wir einen Tagesraum in der Grubenkaue auf dem Werk Riedel benutzen. Es folgte als weitere Übungsstätte der Aufenthaltsraum des Bahnpersonals der ehemaligen Burgdorfer Kreisbahnen. Von da aus zogen wir in eine leer stehende Wohnung im Kesselhaus.

Dank der freundlichen Unterstützung seitens der Werksleitung konnten wir uns dann in einigen ungenutzten Räumen auf dem Werk Riedel ein Übungsheim ausbauen. In 1.900 freiwilligen Arbeitsstunden wurden Übungsräume geschaffen, in denen ein intensives und konzentriertes Üben möglich ist. Dieses schöne Übungsheim, um das uns viele Jugendgruppen beneiden, dient aber auch zum fröhlichen, kameradschaftlichem Beisammensein nach den Übungsstunden. Dankenswerterweise steht uns dieses auch jetzt noch nach der Stilllegung des Werkes Riedel zur Verfügung. Wir hoffen sehr, dass es uns auch weiterhin erhalten bleibt!

Durch die gewissenhafte Ausbildungsarbeit und die idealen Übungsräume stellten sich bald darauf erste Erfolge ein. Unser Jugend-Spielmannszug nahm im Jahre 1970 zum ersten Male an der Niedersächsischen Landesmeisterschaft teil und erreichte auf Anhieb den dritten Platz.

In den Jahren 1971 und 1972 folgten dann jeweils zweite Plätze. Bei der 20. Niedersachsenmeisterschaft 1973 gelang dann der Sprung an die Spitze und unser Jugendzug wurde erstmalig Niedersachsenmeister. Dadurch stieg er eine Klasse höher in die Klasse Jugend I A auf, in der auch in den Jahren 1974 und 1975 wieder Niedersachsenmeister wurde.

Als im Jahre 1971 der Bezirk Heide Nord der Niedersächsischen Landesvereinigung SZVN gegründet wurde, übernahm der Kamerad Heinrich Teuber diesen neuen Bezirk als Vorsitzender. Seitdem wurden auch jährliche Bezirkswettstreite durchgeführt, bei denen unsere Spielleute recht gute Erfolge erringen und zweite und erste Plätze belegen konnten. Den Höhepunkt der Arbeit unseres Spielmannszuges erlebten wir mit dem Auftrag des Deutschen Bundesverbandes der Spielmanns-, Fanfaren-, Hörner und Musikzüge e.V. zur Ausrichtung der 8. Deutschen Jugendmeisterschaft. Diese musikalische Großveranstaltung wurde, verbunden mit dem 4. Bezirkswettstreit SZVN Heide-Nord, zu Pfingsten 1976 vom 04. bis 06. Juni in Hänigsen ausgerichtet. Sie passte genau zu unserem Jubiläum 25 Jahre Spielmannszug  Riedel“ Hänigsen. Bei fast 100 teilnehmenden Spielmanns-, Fanfaren-, Hörner- und Musikzügen war natürlich eine gewaltige Organisationsarbeit erforderlich, um alles gut gelingen zu lassen. Als Lohn der Mühe konnte unser Spielmannszug den zweiten Platz erringen und wurde Deutscher Jugend-Vizemeister. Ein milder Schein von all´ dem Glanz fiel auch auf unsere Bergleute, die wir bei Vorbereitung und Durchführung nach Kräften mitgeholfen haben.

Natürlich war und ist für Ausbildung und Übung, für Organisation und Verwaltung in den vielen Jahren immer eine sachkundige Spielmannszugführung erforderlich gewesen, die in guter Zusammenarbeit unseren Spielmannszug zum Erfolg führte. Besonders erwähnen möchte ich unseren Freund und Kamerad Heinrich Teuber, der fünfzig Jahre lang für den Spielmannszug Riedel und damit auch zur Aufrechterhaltung unserer Bergmannstradition gearbeitet hat. Er war in dieser langen Zeit Gründer und Spielmannszugführer, Musiker auf allen Instrumenten, als Ausbilder und Lehrer, als Freund der Jugend, als Organisator großer Wettstreite bis hinauf zur Deutschen Meisterschaft, als Verwalter und Erhalter und auch als Tröster bei kleinen Kümmernissen unermüdlich für uns alle tätig. Für diesen langjährigen Einsatz ist er in all den Jahren mit hohen und höchsten Auszeichnungen des Bergmanns- und Spielmannswesen und mit Ehrenmitgliedschaften geehrt worden. Die höchste Auszeichnung erfuhr er im Jahre 1989, als ihm als Dank für seine große Lebensleistung das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.

Im Jahre 1992 hat unser Kamerad Heinrich Teuber sein Amt in jüngere Hände gelegt und er wurde mit Ernennung zum Ehren-Spielmannszugführer in den Ruhestand verabschiedet. Die Spielmannszugführung übernahm dann als erste Vorsitzende die Kameradin Regina Schwarzenberg, der es gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern gelang, den Spielmannszug erfolgreich weiter zu führen. Durch Vereinigung der bisherigen Landesvereinigung SZVN mit dem Niedersächsischen Musikverband im Jahre 1999 wurde auf Landesebene eine starke Vertretung aller Musiker geschaffen. Unser Spielmannszug gehört seitdem zum Kreismusikverband Hannover, was für einige Vorstandsmitglieder erhebliche Mehrarbeit auf Kreis- und Bezirksebene mit sich gebracht hat. Im Jahre 2000 legte die Kameradin Regina Schwarzenberg ihr Amt nieder und die Kameradin Michaela Sacher übernahm die Führung des Spielmannszuges. Sie konnte gemeinsam mit dem Ehren-Spielmannszugführer Heinrich Teuber beim Jubiläums-Schützenfest des Bürgerschützenvereins Hänigsen eine Ehren-Urkunde für 50malige Mitwirkung unseres Spielmannszuges beim Hänigser Schützenfest entgegen nehmen.

Stellvertretend für alle Führungskräfte seien hier nur die Spielmannszugführer bzw. -führerinnen genannt, die unseren Spielmannszug seit seiner Gründung geleitet haben. Es waren die Spielleute:

Von 1951 bis 1952 Helmut Eschholz,
von 1952 bis 1954 Ernst Moltke,
von 1954 bis 1955 Helmut Eschholz,
von 1955 bis 1992 Heinrich Teuber,
von 1992 bis 2000 Regina Schwarzenberg,
seit 2000  Michaela Sacher